Das Beobachten von Raubvögeln auf Öland

Raubvögel sind spannend. Das ist völlig unabhängig davon, ob sie gewöhnlich vorkommend oder selten sind. Die Variationen zwischen verschiedenen Arten, innerhalb einer Art und zwischen dem Alter der Tiere sind fast unendlich! Trotzdem kann man manchmal auch unter den schlechtesten Voraussetzungen direkt erkennen, um welche Art es sich handelt, während man sich ein anderes mal den Kopf darüber zerbrechen kann, was das wohl für ein Raubvogel ist. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Allgemeines

Im Allgemeinen geht es beim Beobachten von Raubvögeln darum, dass man die Beobachtungen mit sehr großem Abstand durchführt. Deshalb ist ein Fernglas, ergänzt durch ein Spektiv schon fast ein Muss. Man durchsucht den Luftraum mit einem Fernglas und wechselt dann zum Spektiv, wenn man ein interessantes Objekt gefunden hat.

Während der warmen Jahreszeit können jedoch Luftspiegelungen (erwärmte Luft, die vom Boden aufsteigt) entstehen, die es schwer machen, mit einem stark vergrößernden Spektiv zu arbeiten. Aus diesem Grund sollte man ein Zoomokular vorziehen.

Aftonfalk, Lars Lundmark Rovfåglar ÖlandRotfußfalke, © Lars Lundmark

Havsörn, Lars Lundmark Rovfåglar ÖlandSeeadler, © Lars Lundmark

Die meisten Raubvögel, vor allem die mit großer Spannweite, nutzen gerne die Thermik aus, also warme Aufwinde, die sich an sonnigen Tagen über dem Boden bilden. Für das Beobachten von Raubvögeln eignet sich am besten die Zeit zwischen 10 und 15 Uhr, auch wenn die Vögel schon früher aktiv sein können. Nicht zuletzt zur Zeit des Vogelzuges.

Ziehende Raubvögel folgen an der Westseite der Insel der Landburg und somit der westlichen Landstraße. An der Ostseite folgen sie der östlichen Landstraße. Die Nordspitze Ölands eignet sich besonders im Frühling/Vorsommer bei südlichem oder südöstlichem Wind, wenn die Raubvögel hier oftmals die Insel verlassen oder aber umkehren. Im Gegensatz dazu ist die Herbstzeit mit nördlichen Winden die beste Zeit an der Südspitze der Insel.

Die Gruppe der Raubvögel kann für den Anfänger schwer zu fassen sein. Viele Arten zeigen große Varianten im Federkleid und haben außerdem komplizierte Muster in ihrer Mauser. Dass man die Raubvögel oft nur mit großem Abstand sehen kann und flimmern in der Luft Details verwischen kann, macht das Beobachten dieser Vögel nicht unbedingt einfacher. Ein guter Rat ist es deshalb, sich der Hilfe erfahrener Ornithologen  zu bedienen, die es auf Öland reichlich gibt. Oder warum nehmen Sie nicht an einer der geführten Touren des Ornithologischen Vereines auf Öland (Ölands Ornithologiska Förening) teil?

Gute Lokalitäten für Raubvögel auf Öland

Dies ist eine kurze Präsentation geeigneter Lokalitäten auf Öland, von Norden nach Süden. Für mehr Information über die einzelnen Lokalitäten sehen Sie im Buch ”Fågellokaler på Öland” nach , das von Ölands Ornitologiska Förening herausgegeben wurde. (nur auf schwedisch)

  1. Ölands norra udde ( Nordspitze von Öland)Die beste Zeit des Jahres sind der Mai und der Juni, gerne mit südlichem oder südöstlichem Wind. Halten Sie auf dem Parkplatz beim Kreisverkehr und erkunden Sie das Gebiet im Süden vom offenem Gelände aus, das südlich des Parkplatzes liegt. Wenn die Thermik gut ist, tauchen viele Raubvögel über dem offenen Wald im Südwesten auf. GPS: 36670, 17.09110
  2. Ölanda flygfält (Flugplatz Ölanda) Auch hier sind der Mai und der Juni die beste Zeit im Jahr. Der Platz liegt gut 2 km südwestlich von Nabbelund und ist als ”flygplats” ausgeschildert. Das Gebiet besteht aus einer offenen Heide, die den Flugplatz darstellt und ist von Wald umgeben. Halten Sie am Parkplatz und erkunden Sie den Luftraum. GPS: 32880, 17.05274
  3. Hornsjön – Frühling und Vorsommer sind hier die beste Zeit. Der Hornsjön liegt nordwestlich von Löttorp. Fahren Sie erst in Richtung Alvedsjöbodar und biegen Sie dann in Richtung Horns kungsgård ab. Fahren Sie an demselben vorbei und nach ca. 1 km liegt rechts ein Parkplatz. Folgen Sie dem Wanderweg nach Klosterholmen und direkt nördlich von diesem steht der Aussichtsturm. Erkunden Sie in erster Linie den nördlichen Teil des Hornsjön, wo man oftmals den Baumfalken und den Fischadler sehen kann. GPS:19203, 16.92353
  4. Hörninge mosse – Dieses liegt ca. 3 km südöstlich von Köpingsvik. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dieses Gebiet zu erreichen. Eine davon ist, in Richtung Solberga zu fahren und dann in Richtung Osten nach Hörninge abzubiegen. Dort gibt es einen Parkplatz. Wege führen zu mehreren guten Plattformen und Aussichtspunkten, von denen aus man das Gebiet erkunden kann. Diese Lokalität ist gut im Frühling und Vorsommer. GPS: 86233, 16.76705
  5. Kapelludden – Diese Lokalität ist sowohl im Frühling als auch im Herbst gut, kann aber auch zu anderen Jahreszeiten besucht werden. Biegen Sie bei der Kirche in Bredsättra nach Kapelludden ab und halten Sie beim Parkplatz. Erkunden Sie das Gebiet im Westen über den Strandwiesen und über dem Wald dahinter. Bei Wind kann man gut hinter den Schuppen Schutz suchen. GPS:82022, 16.83870
  6. Karums alvar – Am besten im Frühling und Vorsommer geeignet. Biegen Sie in Rälla in Richtung Osten nach Högsrum ab und fahren Sie gut 3 km. Danach fahren Sie für 500 Meter in Richtung Norden nach Gärdslösa. Halten Sie bei der Steinschiffssetzung ”Noahs Ark” und gehen Sie hinauf auf die Erhebung von wo aus man eine gute Übersicht über das Gebiet hat. GPS: 77445, 16.62514
  7. Stentippen – Gut vom Frühling bis zum Sommer. Biegen Sie bei der Folkhögskolan in Skogsby, südlich von Färjestaden, in Richtung Kalkstad ab. In Kalkstad fahren Sie weiter in Richtung Auf halbem Weg dorthin wurde nördlich der Straße eine gut 10 Meter hohe Halde aus Schachtmaterial aufgeschüttet. Biegen Sie von der Straße ab und steigen Sie hinauf auf die Halde. Von dort haben Sie eine meilenweite Aussicht über den Mittellandwald. GPS: 56.61133, 16.54379
  8. Möckelmossen – Der Möckelmossen ist das ganze Jahr über einen Besuch wert. Biegen Sie in Resmo in Richtung Stenåsa ab. Auf halber Strecke liegt dieser Alvar – See nördlich der Straße. Hier gibt es einen großen Parkplatz von dem aus man in alle Himmelsrichtungen sehen kann. Wegen der großen, offenen Flächen mit Kalkstein bildet sich hier an warmen Tagen eine vorzügliche Thermik, die sowohl Raubvögel, sowie Kraniche oder Störche anzieht. Eben alle Vögel, die die Thermik nutzen. GPS: 52795, 16.52041
  9. Stormaren – Gut vom Frühling bis zum Herbst. Das Vogelschutzgebiet Stormaren liegt ca. 2 km östlich von Södra Möckleby, südlich der Straße in Richtung Solberga. Bei Stormaren gibt es südlich und nördlich der Straße einen Parkplatz von dem aus man einen guten Überblick über das Gebiet hat. Das Stora Alvaret ist hier relativ schmal und die ganze Strecke ist unter dem Gesichtspunkt des Beobachtens von Raubvögeln interessant. GPS: 35256, 16.46334
  10. Die Straße von Grönhögen nach Eketorps borgDieses Gebiet ist das ganze Jahr über interessant für Raubvögel. Ein guter Beobachtungsplatz ist der Parkplatz, der nördlich der Abfahrt nach Eketorps Borg an der östlichen Landstraße liegt. Hier hat man eine gute Rundum – Sicht über das Gebiet. Die ganze Strecke von Grönhögen nach Eketorps Borg, sowohl nördlich als auch südlich der Straße, ist gut für Raubvögel. GPS: 29342, 16.49969
  11. Sibyllas jaktstuga (Sibyllas Jagdhütte) – Dieses Gebiet ist einer der besten Plätze auf Öland um nach Raubvögeln Ausschau zu halten. Dies vor allem vom Frühling bis zum Herbst, aber auch im Winter. Genau zwischen Ottenby kungsgård und Ås kyrka (Kirche in Ås) gibt es nördlich der Straße einen Parkplatz, von wo aus man eine gute Aussicht hat. Sowohl nach Süden hin über Ottenbylund als auch nach Norden über das Alvargebiet. GPS: 23767, 16.43266
  12. Ölands södra udde (Südspitze von Öland) – An der Südspitze verläuft eine niedrige Erhebung in nord-südlicher Richtung, direkt nördlich der Vogelstation. Diese wird ”Gubbhyllan” genannt und von ihr hat man eine gute Übersicht über die ganze südliche Bucht, hinauf nach Ottenbylund und hinaus auf die Schäferiängarna. GPS: 19887, 16.40011

Regelmäßig nistende Raubvögel auf Öland

Wespenbussard

Ein Zugvogel aus den Tropen, der erst im Mai kommt und im August/September die Insel verlässt. Ein ungewöhnlicher Nistvogel in den Waldgebieten der Insel.

Rotmilan

Ein Zugvogel, der sich gerne in offenen Gebieten und Landwirtschaftsflächen bewegt. Schätzungsweise bewegen sich 5 – 10 Individuen von März bis Oktober auf der Insel. Ein Nistvogel, der in der 2010er Jahren neu hinzu kam.  

Seeadler

Es nisten 15-20 Paare auf der Insel, vorzugsweise an der Ostküste und seine Anzahl nimmt stetig zu.  Im Herbst und im Winter nimmt die Anzahl überwinternder Adler wegen des Zustroms aus Osten und Norden zu. Diese konzentrieren sich in der Hauptsache auf Gebiete, die reich an Seevögeln sind.

Rohrweihe

Zugvogel, der mit etwa 50 Paaren in Feuchtgebieten und Landwirtschaftsflächen nistet. Nimmt als Nistvogel in der Anzahl ständig zu.

 

 

Röd Glada, Lars Lundmark Rovfåglar ÖlandRotmilan, © Lars Lundmark

 

Ängshök, Lars Lundmark Rovfåglar ÖlandWiesenweihe, © Lars Lundmark

Kornweihe

Hat ein paar mal hier genistet, ist jedoch selten. Zieht regelmäßig im Frühling und Herbst an der Insel vorbei und einige Individuen überwintern auf Öland.

Wiesenweihe

Ein Zugvogel, der einer der ungewöhnlichen Nistvögel des Landes ist. Die Anzahl nistender Paare variiert von Jahr zu Jahr aber der Bestand auf Öland macht rund 2/3 der gesamten Population Schwedens aus. Biotope zum nisten sind z.Bsp. Moore bewachsen mit Binsenschneide, Flächen auf denen Fingerstrauch vorkommt und Landwirtschaftsflächen.

Habicht

Relativ spärlich als Nistvogel, kommt vor in Waldgebieten und kleineren Gehölzen über den größeren Teil der Insel verteilt. Sieht man mehr im späten Herbst und im Winter, wenn viele Jungvögel vorbei ziehen.

Sperber

Sehr gewöhnlicher Nistvogel in Waldgebieten und Gehölzen auf dem größten Teil der Insel. Der größte Zustrom an ziehenden Jungvögeln erfolgt im Herbst.

Mäusebussard

Sehr gewöhnlicher Nistvogel in Waldgebieten und Gehölzen auf der ganzen Insel. Viele Jungvögel verlassen  im Herbst die Insel, dennoch  überwintert diese Art hier für gewöhnlich.

Steinadler

In den vergangenen Jahren wurden einzelne Versuche unternommen zu nisten. Ansonsten wird diese Art nur sporadisch beobachtet, vor allem von September bis März. Die meisten Observationen macht man auf dem Stora Alvaret.

Fischadler

Zugvogel, der mit einigen Paaren eher selten auf Nord Öland nistet. Sieht man oft im Hornsjön fischen.

Turmfalke

Nistvogel, der in den vergangenen Jahren in seiner Anzahl zugenommen hat. Gewöhnlicher in offenem Gebiet auf dem südlichen und mittleren Teil der Insel. Zugvogel, der mit einzelnen Individuen auf Öland überwintern kann.

 

Fiskgjuse, Lars Lundmark Rovfåglar ÖlandFischadler, © Lars Lundmark

Merlin

Einzelne, nistende Paare in Gehölzen, hauptsächlich auf Süd Öland. Viele passieren die Insel im Frühling und im Herbst und gewisse Individuen können überwintern.

Baumfalke

Kleinerer, gewöhnlicher Nistvogel in Waldgebieten, gerne in der Nähe von Süßwasser, wo er von größeren Insekten lebt. Zugvogel aus den Tropen, von dem viele im Frühling und im Herbst vorbei ziehen.

Regelmäßige Besucher

Schwarzmilan

Regelmäßiger Besucher, der jährlich mit 5-10 Exemplaren von Frühling bis Herbst gesehen wird.

Steppenweihe

Insgesamt wurden über die Jahre mehr als 130 Exemplare gesehen. Normalerweise sieht man jährlich 1-5 Exemplare mit der Ausnahme, dass man in einzelnen Jahren eine höhere Anzahl sehen kann. Wird hauptsächlich im Frühling und im Herbst zur Zeit des Vogelzuges beobachtet. 

Rotfußfalke

Jährlicher Besucher von Frühling bis Herbst. Die meisten sieht man im Frühling und im Vorsommer (Mai-Juni)

Gerfalke

Gut 60 Funde wurden von diesem großen Falken gemacht, den man jedoch nicht in jedem Jahr sehen kann. Die meisten Funde macht man von Januar – März und von September – Dezember, wobei es sich hier oft um Jungvögel handelt.

Wanderfalke

Ausgehend von einer niedrigen Zahl an Funden in den 1960ger und 1970ger Jahren, konnte man ab der 1980ger Jahre einen leicht ansteigenden Trend in der Zahl der Vögel erkennen. Danach hat die Anzahl an Funden erfreulicherweise in den 1990ger und vor allem in den 2000er Jahren stetig zugenommen. Kann man das ganze Jahr über sehen, aber vor allem im September und im Oktober.

Die meisten Observationen werden entlang der Küstengebiete und den dortigen Strandwiesen  an der Ostseite von Öland gemacht, wo die Wanderfalken z. Bsp. Seevögel und Krähen jagen.

Seltene Arten

Von den eher seltenen Raubvögeln, die auf Öland gesehen werden, dominieren der Schreiadler, gefolgt von Schelladler, Schlangenadler und Steppenadler.

Mindre Skrikörn, Lars Lundmark Rovfåglar ÖlandSchreiadler, © Lars Lundmark

Större Skrikörn, Lars Lundmark Rovfåglar ÖlandSchelladler, © Lars Lundmark

Ormörn, Lars Lundmark Rovfåglar ÖlandSchlangenadler, © Lars Lundmark

Stäppörn, Lars Lundmark Rovfåglar ÖlandSteppenadler, © Lars Lundmark

Ölands-fåglar-ÖOF Öland

Quelle: Ölands Fåglar © Ölands Ornitologiska Förening ÖOF (Verfasser dieses Kapitels: Hans Ackered)

Übersetzung: Visitoland.com

Bilder: sehen Sie sich das jeweilige Bild an

Buch: Ölands Fåglar, 496 Seiten (Nur auf schwedisch), Kann bestellt werden bei: Naturbokhandeln
ISBN: 9789188124555